1. Mai 2001

diverse Berichte von Augenzeugen am 1.Mai in Berlin

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Indymedia.de 05.05.2001
Von: Dr. No Uhrzeit: 01:31


Die Medien bieten wie immer ein verzerrtes Bild der Ereignisse. Am frühen Abend hieß es, die Ausschreitungen hätten begonnen, nachdem Steine flogen. Am späten abend hieß es, die Randale begannen nachdem Autos angezündet wurden. Jetzt, wo ein Video in der Abendschau lief, wird von einer »Panne« gelogen. Was geschah wirklich? Mit den Texten im Newswire, den Videos und Fotos, sowie dem Special zum Mayday (Startseite oben) ist es möglich ein etwas anderes Bild zu bekommen. Ich habe mich entschlossen jetzt einmal einige Augenzeugenberichte zu sammeln, die hier als Kommentare veröffentlcht wurden. Auf die Idee kam ich übrigens, nachdem ich am Morgen des 2.Mai am Mariannenplatz entdeckt habe, daß überall herausgerissene Filme auf dem Boden lagen - Die Polizei hat sich nicht einmal die Mühe gemacht alles zu vertuschen. Warum auch?

zum Artikel »Das war Absicht«: ein wenig stimmt es schon 02.05.2001 12:36 dazu will ich kurz etwas bemerken, den so ein Käse ist es nicht, die Polizei hat systematisch die Leute zu Mariannenplatz getrieben (von O-strasse, Heinrichplatz), hat es auch gesagt, »es ginge jetzt in Richtung Mariannenplatz«. Und all das, wo sie doch wussten, dass das ein Fest mit Kindern und Familien ist. Da muss man schon einige Fragen aufwerfen.
Und das Zivilbullen dieses Jahr wieder massiv versucht haben zu provozieren, als Demonstranten getarnt (schon auf der 13.00 Demo), das steht ausser Frage und ich habe es dieses Jahr auch vor meinen Augen erlebt.

Zum Artikel: »update: Das geschah am 1.Mai«: heisser tanz 02.05.2001 12:29 was da abging war ja wohl echt der hammer. klar,es war abzusehn das es auch in diesem jahr knallen würde,aber aus angst vor der polizei auf mein demonstrationsrecht verzichten?NIEMALS!
ich war in diesem park(keine ahnung wie der heisst) saß mit freunden da,es war ein friedliches fest. plötzlich 3 schüsse-tränengas.die bullen konnten es wie mir schien einfach nicht verkraften,das es friedlich war,und wer kommt schon gerne als prügelbulle aus weiter ferne angereist,und steht dann nur rum. es wurde immer heftiger,deshalb beschloss ich mit meiner weiblichen begleitung zum bahnhof zu gehn-vergebens. mit«hia kommse nich duasch« wurden wir zurückgeschickt-wir waren eingekesselt. wir gingen zurück zum park,um in der gruppe schutz zu suchen.
da sah ich wie ein junges mädchen am boden lag und ging hin um ihr zu helfen.ich war keine 5 meter mehr von ihr entfernt,als der wasserwerfer auf sie drauf hielt...sie lag am boden warum auch immer und wird mit einer vollen ladung vom wasserwerfer beschossen-BULLENSTAAT!-ich wich kurz zurück bis der strahl aufhörte. als ich kurz vor ihr war wieder eine fontäne,ich sprang hoch um über den strahl zu springen.die polizei dachte wohl das ich sexuell nicht ausgelastet sei und ich bekamm den strahl aus ca 8-10 metern in die eier. ich sackte zusammen,lag am boden und es kam die nexte salve...
DIE POLIZEI DEIN FREUND UND HELFER-SCHLAG SIE TOT UND HILF DIR SELBER!!
p.s. es kamen dann andere leute die sich um sie und mich stellten,uns zu trinken gaben und fragten ob wir einen arzt bräuchten.danke an dieser stelle an diese leute.

Zum Artikel: »1.Mai in Berlin aus sicht eines Berliners«: Anfrage 04.05.2001 20:59 Ich wurde ca. gegen 1:30h festgenommen an der Ecke Gärtner-/Boxhagener Str.
Ich bin an Krücken gelaufen, habe einen Wuschelkopf mit vielen Locken. Falls Du es gesehen hast, melde Dich bitte bei mir. Möchte meine Festnahme nicht einfach so hinnehmen, zumal ich an Krücken lief und es eine Zumutung war, wie weiter mit mir/uns fortgefahren wurde, denn letzendlich gab es keinen Grund für die Festnahme. Würde mich über jegliche Informationen, auch anderer Beobachter oder Betroffener freuen. Vieleicht auch Bildmaterial! Keine Hinnahme der willkürlichen Staatsgewalt!
Zum Artikel: »1. Mai in Berlin - Wie sich die Dynamik der G«: Demoverbot zeigt Wirkung ! (Zitat: TAZ 02.05. 04.05.2001 10:19 Das Demoverbot zeigte wirklich Wirkung. Frustriete Linke und aufgepeitschte Bullen, die jedes Maß an objektiver Einschätzung der Situation verloren hatten.Wir waren eine Gruppe, die nach der »maquardt-demo« zum Marianenplatz gegangen waren. Nach Speis und Trank und den wirklich guten »fickenden Turnschuhen« entschieden wir uns 17.50 Uhr zum eigentlichen Demoplatz zu gehen. Doch bis dahin kamen wir gar nicht.
Schon am Anfang des Marianen-Platzes sahen wir die Wasserwerfer und die Steine. Nach einem schätzungsweise 30 minütigen Schlagabtausch wurden wir von den drei Seiten des Platzes bedrängt. (Erfolgte nach Anzünden des VW Golfs). Es folgte ein massive Attacke der Kampfuniformierten Polizisten, die alle Leute die am Brunnen standen (Touris, Autonome, Schaulustige) auf den Mariannen-Platz trieben und das ganz bewußt und kalkuliert, weil sowohl Wasserwerfer als auch Bullen nachrückten, im Laufschritt, und somit bei den meisten einen Panik auslösten,die dann versuchten in die Menge zu flüchten. Daraufhin erlebten wir ein Scharmützel der Polizei.
Die Beamten hatte sowohl ihre Einheitsnummern als auch ihre Ländermarken am Arm verdeckt bzw. entfernt. Das wurde in sofern wichtig als das ein Freund von mir von Bullen so eine ins Gesicht bekam, das eine Backenzahn abbrach und der am schon am Boden liegende wurde noch auf das Bein getreten,wodurch eine Prellung und eine Platzwunde enstanden (seit gestern ärztlich attestiert). Noch während ich ihm half aufzustehen wurden wir,mehr als Rüde (in Form von Prügelandrohung und schubsen bzw. treten) in den Kessel neben der Kirche gedrängt.
Dort waren wir ungefähr 1 1/2 Stunden, wobei zu sagen ist das bis auf ein paar Aktivisten, es ein Kessel voller Unbeteiligter war. Durch einen Zufall wurden wir dann rausgelassen, wobei das Verfahren der Auswahl, und das meine ich ernst, an Selektion erinnerte, denn ohne ersichtlichen Grund wie Aussehen o.ä. wurden einige Leute in den Kessel zurückgeschickt. Später wurde ihnen Landfriedensbruch vorgeworfen.
Erstaunlicher Weise konnten wir aber, obwohl deutlich als Antifaschisten zu erkennen, gehen. Als Fazit bleibt wohl nur zusagen: Werthebach muß aufgrund von undemokratischen Vorgehen gehen; die Polizei muß haften für Körperschäde (anzeige wegen Nötigung, Freiheitsberaubung und Körperverletzung sind in Vorbereitung) und HERAUS ZUM 1.MAI 2002

Zum Special »Mayday - Tag des weltweiten Widerstandes« Verschärfung des Demo-Rechts abwehren 02.05.2001 18:56
Presseerklärung Ströbele 2.5.2001
1. Mai - Krawalle : Statt Änderung des Versammlungsgesetzes unabhängige Aufklärung der Ereignisse und Konsequenzen für die Verantwortlichen Zum Verlauf der 1. Mai Aktionen in Berlin und zu den Forderungen nach Verschärfung des Versammlungsrechts erklärt Hans-Christian Ströbele, MdB :
Der Versuch des Berliner Innensenators, mit den Ereignissen am 1. Mai in Berlin die von ihm seit langem betriebene Verschärfung des Versammlungsrechts zu begründen, ist gescheitert. Seine Demoverbotspolitik hat nicht zur Vermeidung von gewalttätigen Auseinandersetzungen beigetragen. Ganz im Gegenteil.
Das Verbot der Demonstration in Kreuzberg und das unverantwortliche Gerede des Innensenators im vorhinein haben die Stimmung angeheizt. Keine einzige Ausschreitung der letzten Nachte wäre mit einem geänderten Versammlungsrecht verhindert worden. Eine Änderung des Versammlungsgesetzes kommt nicht in Betracht.
Gesetzesänderungen sind kein geeignetes Mittel um die gescheiterte Politik des CDU-Innensenators zu ersetzen, die er zum Schaden der Bevölkerung und einzelner Polizisten ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen hat. Der Beginn Polizeieinsatz auf dem Festgelände des Mariannenplatzes war grob rechtswidrig, unsinnig und gemeingefährlich. Ich fordere eine unabhängige Untersuchung der Ereignisse von gestern Abend auf dem Mariannenplatz in Berlin-Kreuzberg, die zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen geführt haben. Die Verantwortlichen müssen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Krawall-mäßige Gleichsetzung von Grünen mit »terroristischem Pöbel« durch Herrn Landowsky entlarvt sich von allein und fällt auf ihren Urheber zurück.
Ich selbst war von ca. 16.00 Uhr bis 19.00 auf dem Maifest auf dem Mariannenplatz an-wesend. Ich habe mich vor dem Stand von Bündnis 90/Die Grünen zusammen mit anderen Abgeordneten und Funktionsträgern der Partei aufgehalten. Das Fest war genehmigt und nach Auskunft der Veranstalter gab es eine Zusage der Polizeiführung, auf gar keinen Fall den Festplatz zu stürmen.
Bis 18.00 Uhr verlief das Fest völlig ruhig und friedlich. Mehrere tausend Männer Frauen und Kinder lagerten in der Maisonne auf dem Rasen und aßen und tranken vor den Verkaufsständen, unterhielten sich und hörten Musik. Vom Festgelände aus gab es vor 18.00 Uhr keine Würfe auf Polizisten und Polizeiautos. Ohne jede Vorankündigung liefen kurz nach 18.00 Gruppen von 20 bis 30 Polizisten in Kampfanzügen mit runtergeklapptem Visier und Schlaggeräten aus südlicher Richtung zwischen den Verkaufständen auf den Festplatz und überrumpelten die dort feiernden Menschen. Der Polizeieinsatz schien völlig ziellos.
Die Polizeibeamten rannten über den Platz, rempelten Personen an und schlugen vereinzelt auf Rumstehende. Die Menschen gerieten in Panik und rannten durcheinander. Eltern liefen mit ihren Kindern Richtung Kirche, um sie in Sicherheit zu bringen. Die Polizisten verschwanden zwischen Verkaufständen und kamen nach wenigen Minuten zurück, um erneut über den Platz zu laufen. Einzelne Polizisten schienen völlig orientierungslos und verwirrt. In meiner unmittelbaren Nähe sah ich einen vermummten Polizisten, der gegen Rumstehende lief und plötzlich wild um sich trat und schlug. Ich habe keinen einzigen Festnahmeversuch gesehen. Einzelne Personen begannen nach den Polizisten zu werfen, was sie in der Hand hatten: Becher, aber auch Flaschen und andere Gegenstände. Die Polizisten zogen sich an den Parkausgang vor der Muskauer Straße zurück. Inzwischen hatten Jugendliche Steine auf den Wegen ausgegraben und warfen damit nach den vorgefahrenen Polizeifahrzeugen und nach Polizisten.
Als die Steinwürfe immer massiver wurden, zog sich die Polizei zurück, um dann verstärkt und mit Wasserwerfern zurückzukommen. Vor dem Auftauchen der Gruppen von Polizeibeamten hatte es keinerlei Warnung, Aufforderung oder Hinweise an die Festbesucher oder die Menschen an den Ständen gegeben. Auch dies belegt die auf Eskalation angelegte Einsatztaktik der Polizei und bedarf nachdrücklicher Aufklärung.

Hans-Christian.Ströbele

Zum Augenszeugenbericht »1.Mai Berlin 7 Stunden und x im Polizeikessel«: In the Kessel 02.05.2001 23:36

Wir sind mit dem letzten Transporter nach 7 Stunden um ziemlich genau 3 Uhr vom Mariannenplatz Richtung Tempelhof gefahren worden. Dort standen wir ein halbes Stündchen rum und lauschten dem Polizeifunk und dem inkompetenten Beamtengelaber, was nun mit uns passieren sollte. Nach einigem Hin und Her kam per Funk die Durchsage, dass alle, die noch in den Karren sitzen, rausgelassen werden sollen.
So um 4 standen wir alle recht durchgefroren am S-Bhf. Tempelhof. In der Bullendiskussion war rausgekommen, dass sie für eine Festnahme keine Rechtsgrundlage mehr hatten und für Gewahrsamnahme weder Plätze noch Gründe hatten. Keine Personalienfeststellung, keine ED-Behandlung, »nur« 7 Stunden in der Kälte.
Vielen herzlichen Dank an all die lieben Leute, die uns auch um halb 2 noch im Kessel mit heißem Tee, Brot und Pullis versorgt haben.
Kreuzberg braucht keine Bullen. Von anderen hab ich gehört, dass sie noch vor um 10 abtransportiert und in Tempelhof verarbeitet wurden und dann in eine GeSa beim Wannsee kommen sollten, was wohl daran scheiterte, dass der Fahrer keinen Bock mehr hatte. Wiederum andere wurden 5 Minuten vor uns weggefahren und auf eine Kreuzberger (oder Friedrichshainer) Wache gebracht, wo sie in einer 12qm-Zelle mit 13 Mann noch 2 Stunden verbringen durften. Sie wurden fotografiert und von den Bullen verarscht. Das wars dann erstmal.
wir 02.05.2001 23:43 alles abgesperrt rund um den kessel, ihr wart zu hören, aber wir kamen nicht ran an euch.liebe und kraft.das passiert halt mal. nächstes mal öfter mal umschauen und mehr ruhe, dann kann mensch einfach so mal aus dem kessel schlendern bevor er ganz zu is.
Ein Kessel Buntes 03.05.2001 01:58
Hi, ich war auch drin im Kessel hinter der Thomaskirche. Gegen 3 Uhr wurden wir abtransportiert (nach mehr als 7 Stunden...), die Bullen haben sich tierisch über ihre Einsatzleitung aufgeregt, fanden das selbst unmöglich.
Erst wurden wir zum T-Damm gebracht - fehlanzeige, falscher Ort. Dann Friesenwache - wieder nix. Dann zurück zum T-Damm, Dekra-Sammelstelle/Gesa. Dort standen 127(!) Wannen in einer Schlange, jeweils mit 6-8 Verhafteten. Da ist »unserem« Gruppenführer die Hutschnur geplatzt und er hat uns eigenmächtig zurück zur Friesenwache gekarrt. Dort dann noch mal mindestens 1 Stunde, Durchsuchung, Polaroid und auf dem Fußboden sitzen und warten. Um 5 Uhr 15 bin ich rausgekommen, nach 10 Stunden! Vorwurf ? Fehlanzeige! Begründung war »gefahrenabwehr nach ASOG«, bloß war die »Gefahr« seit spätestens 24 Uhr nicht mehr gegeben! Das meinten sogar die Bullen.
Für mich stellt das ganze eine unbegründete, vollkommen haltlose Freiheitsberaubung dar, zumal der Grund des Festhaltens erst nach 4 Stunden über Lautsprecher mitgeteilt wurde, was auch klar illegal ist.
In mehrfacher Hinsicht wurde gegen das Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts zum »Hamburger Kessel« verstoßen - das wird sicher noch ein Nachspiel haben. Wenn Werthebach nicht über die Krawalle stolpert, dann hoffentlich über diese Maßnahme! Dafür frier ich gerne nochmal! Danke an alle, die zu uns durchkonnten und uns helfen konnten, danke auch an die Heilsarmee, das tat echt gut. Ich empfehle allen, die drin waren, sich an der Klage zu beteiligen.
Meldet auch beim Ermittlungsausschuß, 030/6922222 (Name und Kontakt-Tel., falls Anrufbeantworter), und schickt Gedächtnisprotokolle (EA, c/o Mehringhof, Gneisenaustr. 2 a, Berlin - Kreuzberg)

Zum Text »1.Mai Kreuzberg«: war ja auch klar 03.05.2001 08:54

Ich schrieb ja auch: »bewerten muß man das alles schon selber...;) » das war nie im leben eine polizeipanne, das war ein gezielter Angriff auf den mariannenplatz Und es wurde ja auch nach dem Angriff auf den Mariannenplatz weiter Stimmung geschürt:
Brennende Autos wurden 20 Minuten lang nicht gelöscht, obwohl Wasserwerfer genau davor stehen. Neben brennenden weißen Golf, der von der Polizei in Richtung Mariannenplatz geschoben worden ist mit einem Räumpanzer, standen teilweise 4 Wasserwerfer, die nicht gelöscht haben. Im Gegenteil: Die Feuerwehr wurde von Demonstranten durchgelassen und von der Polizei am Einsatz gehindert und zurück geschickt - stattdessen kam dann der nächste Wasserwerfer.

Augenzeuge 03.05.2001 13:49 Durch Zufall habe ich die Eskalation der Lage mitbekommen. Sie entstand nicht an der Sraßenkreuzung wo Personen aufgefordert worden zum Marianenplatz zu gehen.
Eine Straßenkreuzung weiter (auf der anderen Seite der Polizeiabsperung), warfen 2-3 Betrunkene ( für die der 1.Mai wahrscheinlich nicht der Tag ist ,an dem man und Frau gegen die Menschen- und Naturverachtenen Praktiken des Kapitalismus demonstrieren ,sie sahen aus wie Hooligans) Flaschen auf eine Wanne. Daraufhin pügelten Polizisten wahrlos auf Personen ein, die an dieser Kreuzung standen. Von dort aus trieben die Polizisten die Leute zum Marianenplatz, dabei kam es zu Steinwürfen, die eindeutig durch das agressive Verhalten der Polizei provoziert wurden.
Am Marianenplatz angekommen ging die Polizei wahrlos, mit Wasserwerfern und Schlagstock gegen Passanten vor. Die Bullen stürmten gewalttätig auf den Marianenplatz, daß dieses jeden der Anwesenden bis aufs Blut reitzte ist leicht nachvollziehbar und manch einer, denke ich, schmiß Steine der sonst keine geschmissen hätte.
Der Hammer war noch, daß die Bullen den Marianenplatz schon »erobert« hatten, sich aber wieder so an die umliegenden Straßenkreuzungen zurückzogen, das es sich als eine Einladung für die erhitzten Gemüter darstellte, ihren Frust zu entladen. Für mich ist der Sachverhalt eindeutig, die Bullen die diese Einsätze leiten sind gut geschult, sie wissen warum und wann solche Situationen eskalieren, mit der gefahrenden Taktik hat man Ausschreitungen bewußt provoziert.

»Entfernen .... Richtung Mariannenplatz« 04.05.2001 01:35 Noch Mal zu der Aufforderung der Bullen in Richtung Mariannenplatz zu gehen. Nach Ende der LausitzerPlatzDemo zogen zahlreiche Menschen über die Oranienstraße zum O-Platz um dort die für 18.00 Uhr geplante Demo durchzuführen. An der Kreuzung O-str./Adalbert str. wurden sie durch Polizeibeamte gestoppt. Über Lautsprecher kam dann: »....bla...verboten...bla...fordern Sie auf sich in RICHTUNG MARIANNENPLATZ, EINZELN ODER IN KLEINEN GRUPPEN ZU ENTFERNEN«!!! Das ganze wiederholte sich noch 4-5 Mal.
Zeitweilig gab es ruppiges Vorgehen der Bullen und einige Festnahmen. Ein Teil der Leute ging dann auch Richtung M-Platz ein Teil die O-str. zurück. Diese wurden dann durch eine Bullenkette gestoppt und kamen widerum zur Kreuzung O-str./Adalbertstr zurück und wieder war an der dortigen Absperrung die obige Durchsage zu hören. Das Ganze wurde auch von mind. 2 TV-Teams beobachtet. Von einem ganzen Rudel sonstiger Journalisten Mal abgesehen.
Ich stand zu diesem Zeitpunkt so 10 Meter hinter(!)der Bullenkette.

Zum Erlebnisbericht »1. Mai Berlin Kessel an der Thomaskirche«:
... 03.05.2001 12:36 moin! anwohner mit perso wurden oft nichtmal durch gewöhnliche bullensperren gelassen. kommentar der bullen: » geh doch zum polizeipräsident... »

Zum Text »Sturm auf Mariannenplatz - taktische »Panne?« albern 04.05.2001 19:41

also leute, leute, das ist doch nun wirklich nicht besonders neu, das die bullen die action in x-berg provozieren. jeder, der da hingeht, weiss das vorher. das interesse autoritaerer politiker an den riots zu beweisen koennt ihr offenbar diesmal ja dem sfb ueberlassen, wie in manchen jahren vorher auch die buergerlichen medien darueber berichteten. und ob werthebach nun zuruecktritt, spielt auch keine rolle, kommt halt ein anderer schoenbohm. viel wichtiger waere es, die angeblich stattgefundene diskussion ueber eine veraenderung der events weiterzufuehren (ich finde es durchaus legitim, sich zu wehren, aber der 1.mai ist doch langweilig).
ich selber war am 1.5. in london, wo quer ueber das stadtzentrum verteilt aktionen zu verschiedensten themen (von 3.weltschulden ueber privatisierung des oeffentlichen raums bis radikaler tierschutz) stattgefunden haben. trotz intensivster medienkampagne zur kriminalisierung der demonstrierenden haben laut der umfrage einer rechten tageszeitung um 70% der londoner die demonstrationsziele unterstuetzt!
das in london 9000 bullen letztendlich das demonstrationsrecht voellig untergraben haben, hat nicht verhindern koennen, das selbst die buergerlichen medien den anti-globalisierungsdiskurs aufnehmen mussten. fand ich »revolutionaerer« als x-berg in all den jahren vorher. gruss von ueber dem tellerrand

Zum Artikel »Bullen veröffentlichen Photos von Linken« das beste ist ... 04.05.2001 19:24
... das die bullen sich selbst verstecken, weder name noch dienstnummer tragen und sich selbst die helmnummer abkleben und verdecken. dazu auch sehr interessant: 1. Mai Berlin-Kreuzberg - ein Stimmungsbild Berlin, 2. Mai 2001 (ru).

Zum Artikel: » Versuch einer Vision für die Zukunft (1. Mai)« Gedanken zur Gewalt und eigene Erlebnisse 05.05.2001 00:45

Ich denke, daß die Gewalt von »oben« gebraucht wird, um bestimmte Politik durchsetzen zu können. Daher ist die Polizei in solchen Fällen lediglich ein Werkzeug. Ähnlich ist es bei der Abschaffung der Feiheit des Internets. Kinderpornos und Nazis wurden wurden »gebraucht«, damit Gestze da sind, um zum Beispiel die Razzia bei linkeseite.de (übrigens am Tag der Pressefreiheit) zu rechtfertigen.

Doch zurück zum 1.Mai. Ich habe mit vielen Leuten gesprochen, auch mit welchen vom unabhängigen Block, AAB usw. Was mir aufgefallen ist:
Randale wird durchaus als politisch wirksames Mittel gesehen. Die Begründungen sind wenig befriedigend. (erscheinen sogar eher wie zurechtegerücktes Weltbild). Diese Einschätzung trifft aber nur einen verhältnismäßig kleinen Teil derer die am 1.Mai auf die Straße gehen. Doch wer die Polizei kennt weiß, daß oft nur 2 Bierflaschen für ein Stürmen der Demo ausreichen.
Diesen ersten Mai gab es Überlegungen aus den immer wiederkehrenden Kreisen auszubrechen und Dinge zu tun, die von oben nicht erwartet werden, wie etwa ziviler Ungehorsam oder dezentrale Aktionen, die darauf abziehlen sollten die Gründe des Protests zu vermitteln. Medien und Senat reagierten gerade zu hysterisch. Ist doch ziviler Ungehorsam wesentlich gefährlicher als Randale, die isolierend wirken. Doch am 1.Mai selbst war alles wie gehabt - oder noch schlimmer.

Walpurgisnacht wurde von der Polizei so lange provoziert, bis »endlich« Randale ausbrachen. Ergebnis: Am nächsten Morgen, als die Nazis marschierten, waren viele zu müde nach Hohenschönhausen zu fahren. Nicht wenige halten diese Aktion für geplant. Konzept der kontrollierten Randale. Die Polizei bestimmt wann und wo sie ausbricht und kann so besser reagieren, als wenn es überraschend passiert. Dieses Konzept wiurde zum Beispiel letzten 1.Mai gefahren. Erst wurden schön alle Wasserwerfer und Einheiten postiert und dann ließ man die Sache losgehen.
Wer die Augenzeugenberichte vergleicht, die Texte auf Indymedia liest und die Videos ansieht wird sehen, daß die Randale bewußt provoziert wurden. Bevor es »losging« wurden in allen Seitenstraßen Einheiten postiert, Zugänge gesperrt. Die gesamte Straßenschlacht verlief ziemlich kontrolliert: Das Areal der »Riots« war gerade mal ein paar Straßenblocks groß. Besonders beschämend: Keine Bank, kein »Bonzenauto«, keine große Firma (obwohl dort zum Bsp. das Estao-Tagungshotel für Wirtschaftseliten ist) hat irgednd etwas abbekommen. Statt dessen: Kleinwagen der Kiezbewohner, Fensterscheiben im Erdgeschoß usw. Waren die Beteiligten wirklich so dermaßen erfüllt vor Wut, daß sie sich derart benutzen ließen? Wir alle müssen endlich lernen mit unseren Emotionen umzugehen. Die Polizei konnte schalten und walten wie sie wollte. Es haben sich Dinge abgespiel, die ich bis jetzt kaum glauben kann - obwohl ich dabei war.
Wahllos wurde auf Festbesucher eingeprügelt, ein höchstens 7 jähriger Junge wurde wie eine Puppe die Straße entlanggeschleift, Eine Kinder hüpfeburg mit Wasserwerfer angegriffen.
An einem Stand wurde ein älterer PDSler zusammengeschlagen. Als er wegen eines Asthma-Anfalls zu Boden ging, begannen die Bullen in ihn reinzutreten (Genitalien, Bauch, Kopf). Das halbe Volksfest wurde eingekesselt und verhaftet. Grund: Von allen sollten Personalien und Fotos aufgenommen werden. Überall lagen herausgerissenen Filme und zerschlagene Fotoapparate herum. Die Polizei konnte sich sicher sein, daß es nicht nötig ist die Spuren für ihre Verbrechen zu beseitigen. Die Medien in der Hauptstadt sind sowiso gleichgeschaltet.....

Zum Artikel »NPD in Hohenschönhausen«: kurzer bericht wie es mir als linken ging! 03.05.2001 14:23 wir kahmen zu zweit mit der bahn bis vor den s-bahnhof hohenschönhausen steigen dort aus ... es begrüssen uns ersteinmal 2 bgs-räumpanzer und ein polli der erstmal »da lang« befiehlt. wir trotten dahin... es war ein sammelpunkt für die pds-mahnwache .... »naja nicht so toll« denken wir uns und verziehen uns erstmal in eine seitenstrasse. dort werden wir von zivis anbehalten, durchsucht ..... platzverweiss mit der drohung man würde uns irgendwo aufs feld fahren wann man uns hier nochmal sieht ( der grund wurde uns nicht gesagt ) wir gehen zurück....die mahnwachenleute sind schon weg ... wir dürfen mit zwei anderen linken von 6 bewaffneten bgs-lern »beschützt« nachlaufen ( ohne zu fragen ob wir das eigentlich wollen ).
die mahnwache bestand aus ca. 300 bis (später) 500 leuten. dort erführen wir von der umleitung der npd-demo. es wurde dann ein kurtzer versuch einer spontandemo zu der ausweichstrecke der npd unternommen der allerdings nach 600m wieder gestoppt und zurückgeschickt. wir sind dann mit ein par freunden von s-wartenberg bis s-hohenschönhausen gefahren. von der brücke sah man dann auch mal die npd-demo ... sie gingen gerade loss und es waren doch »etwas« mehr als die 100 wie die polizei vorher gesagt hat. mit ein bisschen trixen kahmen wir dann von der völlig abgesperrten brücke auf eine wiese neben der demo.... dort konnten wir dann mal unsere meinung »kundtun« .... dann begann das typische katz und maus spiel .... sehr spassig ( trotz einsatz berittener grüner männchen die uns jagten konnten wir zu den häusern fliehen )
..... die demo machte dann einen bogen und kahm somit direkt auf uns zu dort trafen wir auch mit den anderen gegendemonstranten zusammen ( die wurden von der polizei auf der mahnwache völlig verschwiegen ). am rand der demostrecku wurde wir dann vereizelt von nazisympatisanten angegriffen/mit dosen beworfen ( unter den augen der polizei ) weiter kahmen wir zu dem park nahe der abschlusskundgebung .... wo wir von der polizei umstellt wurden .....
nach ende der kundgebung gelang es etwa 150 gegendemonstranten durch mehrere hauseingänge ( danke nochmal den anwohnern ) bis fast der s-bahnbrücke hohenschönhasen vorzudringen ... die überforderten/überraschten polizisten gingen sehr hart vor ....schubbsten linke und passanten!! brutal zurück .... die nazis durfeten anschliesend in ruhe wegfahren ..... wir dagegen mussten etwa 40 min in der sonne warten bis wir auf den bahnhof durften. kommentare zu den kommentaren: die polizei hat von anfang an linke durch falsche informationen , verbote , absperrungen , platzverweise usw. die linken massiv an irgendeiner form des protestes behindert bzw diesen fast unmöglich gemacht... das wir zu der gegendemonstration gekommen sind war glück und eine menge strauchkriecherei und versteckspiel sowie gezielte irreführung der polizei......

1. Mai als Teil der Polizeiausbildung Berliner 06.5.2001 Ich habe längere Zeit dort gestanden, wo die brandenburgischen Einheiten sich nach ihren etwa 15-20 minütigen Einsätzen zurückgezogen, ausgeruht und verarztet haben. Das waren ganz junge Polizisten, Mitte 20, die das offenbar das erste Mal machten. Sie waren völlig schockiert, haben teilweise am ganzen Körper gezittert, andere haben versucht cool zu wirken, dabei die Kippe nicht festhalten können. Sobald denen auch nur wenige Schaulustige in die Nähe kamen oder laut geschimpft haben, haben die auf Abwehstellung umgeschaltet. Das ist perfide, wie diesen Menschen die vermeintliche Gefährlichkeit der eigenen Bevölkerung gezeigt wird. Wie eine Bürgerkriegssituation inszeniert wird, um Gewalt-Bilder in die Hirne zu brennen. Hier wird gerade die Polizei gegen die Bevölkerung in Stellung gebracht. Ein Berliner

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Pressespiegel

Die Inszenierung des revolutionären 1.Mai

diverse Berichte von Augenzeugen am 1.Mai in Berlin

Konsequenzen aus dem ersten Mai 2001